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Entgiftung und Ausleitung

Die Ausleitungsverfahren gehen auf die sog. Säftelehre des antiken Arztes Hippokrates zurück. Die damalige Medizin vertrat die Auffassung, dass Organe eines kranken Körpers gereinigt werden können, indem schädliche  Stoffe nach außen abgeleitet werden. Diese etwas altertümlich anmutende Vorstellung birgt allerdings einen wahren Kern: So weiß man heutzutage, dass sich viele Krankheitszustände im Inneren des Körpers aussen, z.B. auf der Haut, zeigen.  Viele Hautausschläge zeigen an, dass Gewebe und Lymphsystem mit Schadstoffen und Säuren belastet sind, die sich ein Ventil nach aussen suchen. Bei Infektionen mit Darmerregern oder Nahrungsmittelvergiftungen entlastet sich der Körper mittels Durchfälle.

Das monatliche Menstruationsblut der Frauen hat eine reinigende und bluterneuernde Wirkung.

Diese körperphysiologischen Eigenschaften macht man sich bei den Ausleitungsverfahren zunutze.  Folgende ausleitende und entgiftende Therapien werden in der Naturheilpraxis heutzutage eingesetzt:

Schröpfen

Bei der Schröpftherapie wird mittels Schröpfgläsern ein Unterdruck auf das zu behandelnde Hautareal ausgeübt, um eine Ausleitung von Schadstoffen über die Haut zu erreichen. Man unterscheidet dabei zwischen dem blutigen und dem trockenen Schröpfen. Bei der Trockenschröpfung wird der Schröpfkopf auf die Haut aufgesetzt, ohne dass diese vorher angeritzt wurde. Belässt man den Schröpfkopf für einige Zeit auf der Haut (ca. 10 min), entsteht eine blau-rote Verfärbung. Das Hämatom sorgt für eine bessere Durchblutung der Hautpartie, wobei schmerzhafte Muskelverspannungen gelockert werden können.  Zum anderen erreicht man aber auch für das dem Hautareal zugeordnete Organ eine entlastende und stabilisierende Wirkung

Beim blutigen Schröpfen wird die Haut vorher vorsichtig angeritzt. Durch die Sogwirkung der Schröpfglocke tritt dann tröpfchenweise Blut aus. Das blutige Schröpfen hat eine blutverdünnende, entzündungshemmende, krampflösende und schmerzstillende Wirkung.

Aderlass

Der Aderlass wurde wie alle blutentziehenden Verfahren (blutiges Schröpfen, Blutegel) im Mittelalter leider übertrieben und ist daher lange Zeit in Verruf geraten. Heute findet er bei sachgerechter Anwendung wieder Einzug in die Naturheilpraxen und wird bei folgenden Indikationen eingesetzt: Durchblutungsstörungen aller Art bei erhöhtem Hämatokritwert (vermehrte Blutzellen im Serum, das Blut wird dadurch dick und zähflüssig), Bluthochdruck, Kopfschmerzen und Schwindel und bei Wechseljahrsbeschwerden. 

Cantharidenpflaster

Ein mit dem Wirkstoff Cantharidin beschichtetes Pflaster wird zur Lymphentstauung auf ein definiertes Hautareal aufgeklebt. In der Regel handelt es sich dabei um eine druckschmerzhafte, sich sulzig anfühlende Stelle. Nach ca. 10-20 Stunden entsteht unter dem Pflaster eine Brandblase, die ganz vorsichtig aufgestochen und mit einem Wundverband abgeklebt wird. Durch die Haut tritt nun permanent Lymphe aus und sorgt für eine Entstauung des schmerzhaften Gebietes. Das Cantharidenpflaster wird mit gutem Erfolg bei Arthrosen aller Art, Lymph- und Wasserödemen, Mittelohrentzündungen, Tinnitus und Rheuma eingesetzt.

Baunscheidtieren

Das Baunscheidtieren ist ein Verfahren, das auf Carl Baunscheidt (1809-1873) zurückgeht. Es gehört ebenfalls zu den Hautausleitungsverfahren.  Baunscheidt entwickelte für seine Therapie einen sogenannten „Stichler“ oder „Lebenswecker“, ein Gerät mit einem metallenen Nadelaufsatz, der mittels einer gespannten Feder auf die Haut schnellt und dabei ca. 1-2 mm tief eindringt. Nach dieser oberflächlichen Hautperforation wird das gestichelte Areal mit einem speziell für dieses Verfahren entwickelten Öl eingerieben, wobei ein typisches Quaddelbild erscheint. Nun verspürt der Patient zunächst einen Juckreiz, der dann in wohltuende Wärme übergeht. Ziel ist die Ableitung von Giftstoffen über die Haut. Das Baunscheidtverfahren wird mit gutem Erfolg bei allen schmerzhaften Erkrankungen wie Athritis und Arthrose, Neuralgien und Ischialgien eingesetzt.